Morgen, morgen, nur nicht heute …
…sagen alle faulen Leute. So wurde es mir schon als Kind eingetrichtert. Hierbei ging es um Fleiß und Pflichterfüllung. Erst die Pflicht und dann das Vergnügen. Mit solchen Sprüchen und Ermahnungen bin ich zu einem sehr pflichtbewussten Menschen erzogen worden. Ich habe immer erst den Job und alle anderen Pflichtübungen gemacht und was dann noch an Energie übrig blieb, hat oft in meinem Leben für kaum noch was gereicht.
Viel öfter traf es zu, wenn es hieß:
Morgen, morgen, nur nicht heute werde ich mein Leben leben!…?
Irgendwann lernte ich den Zusammenhang, dass Pflichtbewusstsein das Gegenteil von Selbstbewusstsein ist und habe angefangen, meine Sicht der Dinge und einige Dinge in meinem Leben zu verändern. Weniger und stressfreier arbeiten, Zeit für Sinnhaftigkeit und Freude. Aber die alten Programme sind mächtig und in jedem unbewussten Moment entfalten sie wieder ihre Wirksamkeit. Ein neuer Job mit viel Einarbeitungs- und Lernbedarf brachte mich wieder in die alte Funktionalität zurück. Seitdem war sie wieder da, die „Verschieberitis“. Corona kam hinzu und war die nächste willkommene Ausrede, warum erst morgen und nicht heute.
Und dann kam der Tag X, als plötzlich meine Welt stillsteht. Der Tag, der mein letzter hätte werden können. Im Rettungswagen und im Krankenhaus war plötzlich das Ende sehr präsent. Und auch ab dem Moment, in dem ich glaubte, das Ganze zu überleben, war da die bange Frage: “Was kann ich denn in Zukunft überhaupt noch?”. Das haut dich weg!
Ich hatte sehr viel Glück und habe meinen
Herzinfarkt mit nur geringen Schäden überlebt. Es war mein Weckruf, nicht nur, was die Priorität meiner Gesundheit angeht, sondern auch, was die Wichtigkeit der Dinge meines Lebens angeht.
Was ist mir wirklich wichtig? Was ist meine Freude und was meine Sinnhaftigkeit? Wie kriege ich es hin, dass die mir wichtigen Dinge nicht im Sog der Routine untergehen?
Die einfache Antwort lautet für mich:
Mach es jetzt!
Wie wichtig ist ein gemähter Rasen im Vergleich zu einer schönen Fahrradtour oder eine perfekt aufgeräumte Wohnung im Vergleich zu einem Wochenende mit inspirierenden Menschen? Natürlich muss ich weiterhin auch meine Routinearbeiten erledigen, aber nicht das und das und das auch noch, wie es mir meine Funktionalität bisher oft diktiert hat.
Keiner weiß, wie lange er wirklich noch hat, sein Leben zu leben und doch schieben wir die wichtigen Dinge oft und gerne auf die lange Bank, bis es vielleicht kein Morgen mehr gibt. Daher mach dir bewusst:
HEUTE, HEUTE, nur nicht morgen sollst du dein Leben leben!